Prothetik – unser maximaler Einsatz, damit Sie in Bewegung bleiben.

Prothetik

Prothesen dienen dem Ersatz fehlender Gliedmaßen. Mit modernster Technik und innovativen Materialien, sowie einem professionellen Know-How auf dem aktuellsten Stand, fertigen wir Prothesen für jegliche Amputationsart an. Durch die individuelle Anpassung von Funktionalität und Kosmetik, fördern wir die Mobilität und Sicherheit im Alltag des Betroffenen, sowie die Zufriedenheit und Akzeptanz der Prothese.

Unser Angebot umfasst verschiedene Arten von Prothesen

  • myoelektrisch gesteuerte Prothesen
  • kosmetische Habitus-Prothesen
  • Orthoprothesen

Ihr Ansprechpartner

Christina Kolbe
Teamleiterin Orthopädietechnik

Diplom-Orthopädietechnikermeisterin

Ronny Gerstenberger
stellv. Teamleiter Orthopädietechnik

Diplom-Orthopädietechnikermeister

E-Mail: ot@bos-erfurt.de
Tel: (0361) 4377-120

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ABLAUF EINER PROTHETISCHEN VERSORGUNG

Der Einsatz einer Prothese wird nach einer Amputation, d.h. einer vollständigen oder teilweisen Entfernung eines Körperteils, notwendig. Die postoperative Versorgung wird in der Regel nach einem immer gleichen Schema durchgeführt.

Nach der Amputation steht primär die Stumpfbehandlung im Vordergrund. Dies beinhaltet sowohl die Wundpflege, die Stumpfformung mittels Kompressionsstrumpf bzw. -bandage als auch die Lymphdrainage, um das Stumpfödem zu reduzieren.

Ist die Wundheilung abgeschlossen, erfolgt die erste Versorgung mit einer Interimsprothese, um möglichst schnell ein Höchstmaß an Mobilität im Alltag sicher zu stellen. Wir stellen das Prothesensystem genau nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten in Bezug auf Sicherheit, Aussehen und Aktivitätsgrad zusammen.

Die Auswahl der Prothese ist abhängig von:

  • Stumpflänge
  • Muskelfunktion
  • körperlicher Leistungsfähigkeit
  • Vorstellungen des Patienten über Einsatzmöglichkeiten

VERSORGUNG DER OBEREN EXTREMITÄTEN

Für die Versorgung von Amputationen an den oberen Extremitäten stehen verschiedene Systeme zur Verfügung. Welche Prothese für die individuelle Versorgung am besten geeignet ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Im persönlichen Gespräch und Austausch mit dem behandelnden Arzt und Therapeuten finden wir die optimale Lösung für ihre Bedürfnisse.

Passive Armprothesen (Habitus-Prothesen)

Passive Armprothesen werden zur Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes getragen. Sie werden von Patienten bevorzugt, denen der kosmetische Aspekt von entscheidender Bedeutung ist. Die funktionellen Möglichkeiten dieser Prothesen sind auf ein einfaches Gegenhalten beschränkt. Um das natürliche Hautbild bestmöglich nachzubilden, werden dies Prothesen häufig aus Silikon hergestellt. (siehe auch Silikontechnik).

Zugkraftbetätigte Armprothesen

Zugkraftbetätigte Armprothesen sind Eigenkraftprothesen. Dabei handelt es sich um sogenannte aktive Greifarme, bei denen die Prothesenfunktion über die eigenen Körperkräfte, z.B. des Stumpfes und/oder des Schultergürtels gesteuert werden. Die Bewegung wird über eine Kraftzugbandage an der Prothese eingeleitet.

Myoelektrische Armprothesen

Myoelektrische Prothesen sind Fremdkraftprothesen. Diese hochleistungsfähigen Prothesen ermöglichen dem Patienten die unterschiedlichen Funktionen der natürlichen Hand bzw. des Armes zurückzugewinnen. Bei jeder Kontraktion des Muskels entsteht auf der Haut elektrische Spannung, die zum Steuern der Prothesen genutzt wird.

Hybridprothesen

Hybridprothesen verbinden die Steuerung der Prothese durch Eigen- sowie Fremdkraft.

Prothesenversorgung nach Teilhandamputationen

Die prothetische Behandlung von Teilhandamputationen ist durch die Absetzung im Finger- und Handbereich sehr individuell. Die Prothesen werden speziell angepasst und schaffen einen funktionellen und kosmetischen Ausgleich.

Silikonfingerprothese

Beim Verlust einzelner Finger können bei ausreichender Stumpflänge Aufsteckfinger mit direkter Fixierung am Fingerstumpf angefertigt werden. (siehe auch Silikontechnik)

Silikonteilhandprothese

Diese Prothesenart wird bei Amputationen eines oder mehrerer Finger mit nicht ausreichender Stumpflänge oder bei Amputationen im Mittelhandbereich eingesetzt. Bei Amputationen im Handbereich sind nicht nur kosmetische, sondern auch funktionelle Versorgungen notwendig. Dabei werden Vierfinger- und Daumenteil gelenkig miteinander verbunden. Das Öffnen und Schließen der Prothesenhand erreicht man durch eine Dorsal- bzw. Ventralbewegung (Anheben/Absenken, Beugen) des Stumpfes. (siehe auch Silikontechnik)

VERSORGUNG DER UNTEREN EXTREMITÄTEN

Für die Versorgung von Amputationen an den unteren Extremitäten stehen verschiedene Systeme mit unterschiedlichen Passteilen und Gelenken zur Verfügung – von passiven kosmetischen Lösungen aus unterschiedlichem Material bis hin zu aktiven High-Tech-Prothesen mit Mikroprozessor gesteuerten Gelenken und verschiedenen Schaftlösungen. Welches Prothesensystem für die prothetische Versorgung am besten geeignet ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Im persönlichen Gespräch und im Austausch mit dem behandelnden Arzt und Therapeuten finden wir garantiert die optimale Lösung.

Mobilitätsgrade bei Prothesen der unteren Extremitäten

Mobilitätsgrade beschreiben das Therapieziel unter Berücksichtigung der aktuellen und zu erwartenden Fähigkeiten des Patienten. Eine fixe Zuordnung von Patienten ist oftmals nicht möglich, da sich im Laufe der Zeit die Situation verändert. Darum ist eine regelmäßige Überwachung wichtig. Mobilitätsgrade dienen als Hilfe bei der Prothesenwahl – wobei der Patient mit seinen individuellen Bedürfnissen und Anforderungen bei uns immer im Mittelpunkt steht.

Mobilitätsgrad 0: Nicht gehfähig

Der Patient hat aufgrund seines psychischen und physischen Zustands auch mit fremder Hilfe nicht die Fähigkeit, sich mit einer Prothese eigenständig fortzubewegen. Die Nutzung für Transferzwecke ist jedoch möglich.

Therapieziel: kosmetische Versorgung.

Mobilitätsgrad 1: Innenbereichsgeher

Ein langsames Laufen bei gleichmäßiger Geschwindigkeit auf ebenem Boden ist möglich. Teilweise ist der Patient aber auf Hilfe angewiesen (z.B. Unterarmgehstützen).

Therapieziel: sicheres Stehen mit der Prothese und Laufen von kleineren Strecken im Innenbereich.

Mobilitätsgrad 2: Eingeschränkter Aussenbereichsgeher

Der Patient kann auf einem vorwiegend ebenen Terrain bei gleichmäßiger Geschwindigkeit langsam gehen. Kleinere Hindernisse, wie z.B. der Bordstein oder einzelne Stufen werden gemeistert und ein selbstständiges Handling ist möglich.

Therapieziel: sicheres Zurücklegen von kürzeren Strecken im Außen- und Innenbereich.

Mobilitätsgrad 3: Uneingeschränkter Aussenbereichsgeher

Der Patient kann mit variabler Geschwindigkeit auf wechselndem Terrain unter höherer Beanspruchung laufen.

Therapieziel: Steigerung der Mobilität im Innen- und Außenbereich, so dass sich der Patient nur unwesentlich von einem Nichtamputierten unterscheidet.

Mobilitätsgrad 4: Uneingeschränkter Aussenbereichsgeher mit besonders hohen Ansprüchen

Der Patient kann sich mit variabler Geschwindigkeit auf wechselndem Terrain unter höchster Beanspruchung (z. B. Sport) bewegen.

Therapieziel: Wiederherstellung der uneingeschränkten Beweglichkeit im Innen- und Außenbereich.

Prothesenversorgung nach Hüftexartikulation / Hemipelvektomie

Bei der Hüftexartikulation wird der gesamte Oberschenkel im Hüftgelenk amputiert. Da kein Oberschenkelknochen mehr vorhanden ist, mit dem die Prothese fixiert und gesteuert werden könnte, muss die Adaption zwischen Körper und Prothese durch einen Beckenkorb geschaffen werden. Der Beckenkorb überträgt die auftretenden Kräfte und dient als Aufnahme für das erforderliche Prothesenhüftgelenk. Das Gehen mit Hüftprothesen ist generell möglich. Die Schwungphase der Prothese wird durch die Rotation des Beckens eingeleitet und gesteuert, was mit großerer Anstrengung verbunden ist und hohe Anforderungen an das Gleichgewicht des Patienten stellt.

Prothesenversorgung nach Oberschenkelamputation

Bei einer Oberschenkelamputation wird der Oberschenkelknochen durchtrennt, d.h. Unterschenkel, Knie, Oberschenkel- und die Weichteile werden bis unterhalb der Amputationslinie abgenommen. Ziel ist hierbei, eine möglichst optimale Stumpflänge in Hinblick auf die Funktionalität zu erhalten. Es entsteht ein Stumpf, der nicht endbelastbar ist. Die Lastübertragung verteilt sich auf den Sitzbeinknochen und die Weichteile des Stumpfes.

Die Orthopädietechnik bietet heute umfassende Möglichkeiten der prothetischen Versorgung. Die Auswahl der Komponenten orientiert sich dabei an den individuellen Möglichkeiten (siehe Mobilitätsgrade) und Ansprüchen des Patienten. Kernstück jeder Prothese ist immer ein optimal sitzender Schaft. Moderne Oberschenkelprothesen werden heutzutage auch als wasserfeste Gehhilfe (Badeprothese) gebaut.

Umkehrplastik nach Borggreve

Die Umkehrplastik nach Borggreve ist eine Alternative zur Oberschenkelamputation. Sie wird hauptsächlich verwendet, wenn sich ein bösartiger Knochentumor im knienahen Bereich des Oberschenkels befindet. Bei dieser Technik wird der erhaltene Unterschenkel mit Fuß um 180° gedreht und hüftgelenksnah am Oberschenkelstumpf angesetzt. Als Ergebnis soll sich das gedrehte Fußgelenk auf der Höhe des gesunden Kniegelenks befinden und dessen Aufgaben übernehmen können. Dadurch kann der Patient das Gelenk aktiv benutzen. Im Vergleich zur Oberschenkelamputation wird eine erhöhte Mobilität und Stabilität erreicht, die etwa einer Unterschenkelamputation entspricht.

Prothesenversorgung nach Knieexartikulation

Bei einer Knieexartikulation werden keine Knochen durchtrennt. Die Amputationslinie erfolgt im Gelenkspalt zwischen Ober- und Unterschenkelknochen. Die Kniescheibe bleibt bei dieser OP erhalten und der Stumpf ist völlig endbelastbar. Knieexartikulationsprothesen können auch als wasserfeste Gehhilfen (Badeprothese) gebaut werden.

Prothesenversorgung nach Unterschenkelamputationen

Bei Amputationen im Unterschenkelbereich werden Schien- und Wadenbeinknochen sowie die Weichteile durchtrennt. Ziel ist es hierbei, eine möglichst optimale Stumpflänge in Hinblick auf die Funktionalität zu erhalten. Teilweise wird der Wadenbeinknochen auch komplett entfernt. Der bei der Amputation entstehende Unterschenkelstumpf ist nicht voll endbelastbar und kann, je nach Höhe der Amputation, in der Länge variieren. Als Unterschenkelprothesen stehen auch wasserfeste Gehhilfen (Badeprothesen) zur Verfügung.

Prothesenversorgung nach Fußamputationen

Bei Amputationen im Fußbereich sind mehr als 12 Amputationslinien bekannt. Sie reichen von der Zehen- über die Mittelfußamputation bis hin zur Amputation im Fußwurzelbereich. Die Entscheidung, welche Prothese gewählt wird, hängt von der Amputationslinie ab. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Fußprothesen unterscheiden:

Knöchelgelenkfreie Fußprothesen nach Bellmann und Silikonvorfußprothese: Bei der gelenkfreien Fußprothese nach Bellmann und der Silikonvorfußprothese bleibt das Sprunggelenk frei beweglich. Dadurch kann die Unterschenkelmuskulatur aktiv genutzt und die biomechanische Eigenschaft des Gehens und Stehens erhalten werden. Die Fußprothese nach Bellmann ist eine leichte Prothese mit hoher Funktionalität. Die Silikonvorfußprothese bietet hingegen den besten kosmetischen Ausgleich. (siehe auch Silikontechnik)

Knöchelübergreifende Fußprothesen mit Rahmenschaft: Fußprothesen, die über den Knöchel hinaus gehen und einer Fixierung am Unterschenkel bedürfen, werden bei kurzen Fußstümpfen eingesetzt, bei denen das Sprunggelenk nicht erhalten werden konnte (Amputationen nach Syme und Pirogoff).

Prothesenversorgung bei angeborenen Gliedmaßendefekten (Dysmelie) mit Orthoprothesen

Angeborene Fehlbildungen der unteren Gliedmaßen, bei denen auch eine Längendifferenz auszugleichen ist, werden mit Orthoprothesen versorgt. Orthoprothesen sind Hilfsmittel, die sowohl orthetische als auch prothetische Merkmale aufweisen. Dadurch können korrigierende und stützende Funktion übernommen sowie Längendefizite ausgeglichen werden. Im Unterscheid zu einer Prothese wird in die Orthoprothese kein Stumpf, sondern ein Gliedmaß aufgenommen.